Nur eine kleine Meeresbrise

Wind. Im Wind stehen. Die Haare fliegen. Fühlen. Er nimmt die Gedanken mit. Die Sinne berühren lassen.

Erinnerungen an salzige Luft, auf See, der Wind an Bord, das Gesicht in den Wind gehalten.
Anschließend die salzigen stumpfen Haare, hinein kommen, die Tür kaum schließen können, sie klappt zu und ... Stille. Kaum fassbar. Schutz und Ruhe. Entspannung.
Die stampfenden Maschinen, leise, wie ein Herztakt, verhaltenes Vibrieren. Schnell wieder hinaus wollen, dem Wind und dem Meer die Stirn darbieten.
Dieses Gefühl der unendlichen Weite... Schmerzvolle Sehnsucht, schöne Sehnsucht, im Herzen zu spüren beim Blick in die Unendlichkeit.
Streichelnd der Wind auf dem Gesicht, Haarsträhnen ungebändigt kurz vor dem Kitzeln. Weicher warmer Sonnensommerwind, der Abend kündigt sich an. Glitzernde Träume auf den Wellen, sich verlieren im endlosen Blick zwischen Himmel und Wasser. Nicht zu greifende Träume, zu kostbar um festgehalten zu werden, im Vorland der aufsteigenden Bilder, zwischen Verschwinden und Ergreifen. Wortloses. Vibrieren der Sinne. Vergessen.
Übergang in eine andere Welt, eine neue, in ein neues Leben.
Freiheit. Gut, dass man sich immer ein Stück weit mitnimmt, als Anker. Heimat in sich. Derzeit so nichtig. So nichtig hier in der Weite. Nur der Blick in die Ferne. Bald, bald, ist es schon zu sehen? Der suchende Blick am Horizont. Befürchtung und Hoffnung.
Dann die ersten Felsen. Viel zu schnell. Wie ein leises Bedauern. Viel zu schnell. Festhalten wollen der Sehnsucht im Bauch, der Freiheit, des grenzenlosen Gefühls mit Wind und streichelnder Sonne, dieses Glitzern, das Vorland ohne Worte und Bilder.
Vorbei, für dieses Mal.
Wie ein leiser Eindringling von oben herab der Blick auf die Schären beim langsamen Einlaufen. Peinliche Berührung, das Schiff viel zu groß. Schönheit der Felsen im warmen Sonnenlicht. Raue warme braungraue Zuverlässigkeit. Das Schiff scheint Rücksicht zu nehmen, als käme es sich hier, neben den zarten Rundungen der weich gewaschenen Felsen, viel zu kraftvoll vor. So schmeckt Freiheit, so auch.
Hin und her gerissen zwischen mir und mir und dort und fernem Hier. Langsames Einlaufen für langsamen Abschied und langsam wachsende unbändige Neugierde auf das Neue. Sanfter Schock von der Weite, der Unendlichkeit in die ersten Begrenzungen steinharter Realität. Wehmut über ein schon phantastisches Anmuten gefühlter maßloser Kraft vor-bildlicher und wortloser Berührung. In Sinnen gemäßigt, irgendwo festgehalten, Zugang heilig gesprochen. Wie schön fühlt sich Besitzlosigkeit an.
Dort gestanden, an der Reling, eins im Schweigen und Meeresverstehen. Jeder auf seine Weise. Wozu reden, wozu zerreden, was doch unverständlich verstanden. Von Kindesbeinen an vom Vater das Tor eröffnet bekommen zu dieserlei Träumen. Nah und fern. Da konnte er lassen. Geschenkte Freiheit. Ohne es zu wissen.
Das möchte ich gerne erleben. Noch einmal und wieder und wieder.
Das möchte ich gerne mit dir erleben. Dort stehen an der Reling und schweigen. Vielleicht dich hinter mir, deine Arme um mich. Ich schmiege mich an. Vertrauen und selig, eins mit dir und mit mir. Und dem Meer. Mein Überströmen vom Glück wünscht’ ich erreiche dich. Halte mich, dieser Augenblick ist Unendlichkeit. Mit dir möchte ich ihn erleben. Dich würde ich daran teilhaben lassen, an meinem Glück. Dir würde ich ihn anvertrauen, meinen kostbaren Moment vom Glück. Mit dir teilen wollen. Ich weiß, du verstehst, mein Liebster.
Eugene Faust - 28. Mai, 13:27

Sehr schöner Text, liebe Pseus.

So anmutig und voller Kraft. Man riecht und hört...

Pseuspektive - 28. Mai, 21:54

Ich danke dir sehr, Eugene. Ja, so war es, als ich es schrieb. Ich war zurückversetzt in diese Stimmung... "Anmutig", oh, wie schön :-)
Lo - 28. Mai, 22:38

Eugene hat recht: wunderschön.
Glücklich, wem solche Zeilen gewidmet sind.
Lo

Pseuspektive - 29. Mai, 10:41

Danke, Lo.
:-)
Side Affects - 29. Mai, 10:45

ein satz für mich.

"wie schön fühlt sich besitzlosigkeit an". das hat mich heute morgen getroffen. schöner text.

Pseuspektive - 29. Mai, 11:26

Wieso hat es dich getroffen? Sozusagen ein Treffer...
Danke. :-)
rosenherz - 29. Mai, 15:17

ich schätze, side affects möchte gerne unbesitzt sein :-)
Pseuspektive - 29. Mai, 15:23

Naja, Rose, wer möchte schon gerne besessen sein ;-)
Side Affects - 29. Mai, 20:00

richtig.

ich möchte keine besitzansprüche haben, noch welche einfordern lassen.
beides.
Pseuspektive - 29. Mai, 20:03

Das weiß ich doch. "Liebe ohne Besitzansprüche".
Ankern im Anderen ohne Kette. Halt im Herzen vice versa. Sozusagen.
Side Affects - 30. Mai, 11:27

guten morgen.

kein halt.ich möchte nicht halten und nicht gehalten werden.ich möchte mich selber tragen ,aber nicht andere tragen.
man wird durch dieses, was man liebe nennt gerne erpreßt,im herzen genötigt, den andern zu halten "aber ich liebe dich doch". na und?
bedeutet das, dass ich ewig den ackergaul spielen muß? nein.
das bedeutet ein schönes gefühl, das ich ohne gegenleistung annehme, denn sonst wärs keine liebe.
ich möchte ebenda NICHT gehalten werden. grauenvolle vorstellung, von jemandem abhängig zu sein. war ich nie, werde ich nie.
ich bin aber im gegenzug auch keine zapfsäule ,oder eine tauschbörse
oder ebay für arme hilfesuchende.

du siehst ,ich bin wohl auf dem weg zum eher narzißtisch-anmutenden therapeuten....so eine pause tut richtig gut.
rosenherz - 30. Mai, 11:35

"ich liebe dich", bedeutet einfach "ich liebe dich", und sonst gar nichts. alles was dann sonst noch folgt wird oftmals unter dem deckmantel liebe verkauft.
Side Affects - 30. Mai, 11:43

oh rose..

du triffst es wieder.
ich kann diesen satz bis heute seltenst sagen, aber nicht, weil ich nicht fühlte, sondern weil mein gegenüber meist meinte, jetzt kann er HABEN. mich haben mit haut und haaren und meinem ganzen verstand.

mir ist es lieber, man nennt den satz anders. wie wäre es mit: du bist.
rosenherz - 30. Mai, 11:45

um dich richtig zu verstehen, meinst du mit der anderen formulierung: du bist geliebt?
Side Affects - 30. Mai, 11:52

wenn ich liebe, ja dann ist deine interpretation bezüglich dieses satzes richtig.
ich schaffe diese abgedroschenen 3 worte nicht mehr. ich treffe immer auf gegenüber die durch mich versorgt sein wollen. und das kann ich nicht mehr halten. ich strecke dann einfach die flügel.
die menschen, die für mich sind und waren, versuchen immer von mir zu partizipieren und vorteile durch mich zu haben. dem versuche ich ständig ,einen riegel vorzuschieben indem ich mich klein mache. ich habe deshalb auch aufgehört zu lieben. es schadet mir weniger als diese saugenden kannibalen ,die mich haben wollen.
das ist wie mit der tusse in der ambulanz, die mir hinterherspioniert und mir einen frühstückssemmel bringt und kaffee usw.
ich will diese nettigkeiten nicht, denn sie fordern nettigkeiten von mir ein.

nadine war interessant, weil ich sie nicht kriegte. sie wollte mich nicht[mehr].
das war der reiz.

ich weiß,es ist alles ziemlich grotesk. nur wenn ich merke ich beginne zu hyperventilieren und es wird eng an der herzgegend,dann weiß ich, es ist zeit zuzumachen innerlich.
letztendlich wollte ich von nadine das, was ich selber nicht geben kann.
schon erbärmlich.
rosenherz - 30. Mai, 12:18

ich sehe es weder als grotesk, noch als erbärmlich. es ist menschlich, was du erzählst. auf dem weg unseres entwicklung kommt es vor, dass wir bei anderen etwas suchen, das wir (uns) selbst nicht oder nicht ausreichend geben können. wenn wir es erkannt haben, dann können wir ja sagen dazu und es bei dem bewenden lassen oder das verhalten ändern.

allerdings, ich glaube nicht, das du aufgehört hast zu lieben. dazu kommst du mir zu lebendig vor, ich glaube eher, du haltest dein lieben verborgen. - wenn ich das mal so sagen darf.
Pseuspektive - 30. Mai, 17:53

Was ist denn hier los?! :-) Dabei habe ich nur eine kleine Geschichte geschrieben

Ja, kaum dreht man den Rücken, da tanzen schon die Puppen.
Ich träumte schon immer davon, ein überaus erlesenes Publikum in meinen gastlichen Hallen *hüstel* empfangen zu dürfen bei Gebäck *noch etwas Gebäck?* und Flüssigem *noch ein Gläschen?* und dann der erbaulichen Diskussion zu folgen, mitzumischen und zu leiten, so ich denn da bin. :-)

Ansonsten: Oha! Da ringen Egoansprüche ums "echte" Lieben. Es menschelt.
rosenherz - 30. Mai, 21:06

Kleine Geschichte mir großer Wirkung

Das Gebäck ist lecker, vor allem die Schokoladecookies munden mir besonders, ein Gläschen nehm' ich noch, und nun lass ich mich leiten.
Pseuspektive - 31. Mai, 12:20

Die hier, die kleinen mit Marzipan, sind besonders zu empfehlen. Eine Spezialität des Hauses. Dazu passt eine Tasse Kaffee.
Heute bin ich keine Leitkuh. ;-)
rosenherz - 29. Mai, 14:51

Auch eine kleine Meeresbrise ist eine kleine Auftankstelle im Alltag :-)
Danke dafür!

Pseuspektive - 29. Mai, 15:04

Auftankstellen sich wichtig. Sowieso!
Schön, wenn es tankt :-)
rosenherz - 29. Mai, 15:10

Rosentank, Herztank, Herzensdank - Wortspielerei.
Rosenherz tankt und dankt.
Pseuspektive - 29. Mai, 15:25

Rosendellen, Tankstellen, Rosenschmerz, Rosenterz - auch Wortspielerei.
Tankdank? :-)
rosenherz - 29. Mai, 23:03

Rosendellen, das klingt so lieblich und es erinnert mich an Rosinenbrötchen.
Pseuspektive - 30. Mai, 08:00

Jetzt habe ich Appetit auf ein Rosinenmürbchen, so heißen sie hier. So ein schön luftiges, lockeres, duftendes, noch leicht warmes, das man dann aufbricht und einen Klecks Marmelade in die Mitte gibt. Die aus dem Regal im Keller, da hinten, die selbstgemachte. :-)
rosenherz - 30. Mai, 11:38

Köstlich, Rosenmürbchen! Jetzt sind wir von der Meeresbrise, die die Seele nährt, über den Herzensdank zur leiblichen Nahrung gekommen. Ich gehe jetzt backen. Mehl, Milch, Hefe und Rosinen hab ich daheim und so kann ich mich gleich dem Backvergnügen hingeben.
Pseuspektive - 1. Jun, 09:41

Backseele

Wenn der leise Duft von Gebackenem durchs Haus zieht, warmes Hefegebäck auf dem Teller liegt, man beim Kneten aus dem Fenster schaute und das Meer sich wogen sah, dann träume ich. Und Träume können bekanntlich Wirklichkeit werden...
steppenhund - 30. Mai, 00:32

Besitzlosigkeit ist ein mittlerweile arg strapaziertes Wort.
Es kommt mir so wie der gegenseitige Pendelausschlag zu Besitzdenken vor.
Da gibt es irgendwo andere Begriffe wie Vertrauen und Verläßlichkeit dazwischen.
In dem rasanten Bestreben, aus dem Besitzdenken in die besitzlose Toleranz zu wechseln, gehen leider auch ganz andere Werte flöten.

Pseuspektive - 30. Mai, 08:07

"Besitzlosigkeit" steht im Widerspruch mit Ego-Macht-Ansprüchen. Sie steht nicht im Widerspruch zu Verlässlichkeit, Vertrauen. Im Gegenteil.
Ich stimme dir insofern zu, als dass Werte, welche auch immer, flöten gehen können. Dann funktioniert es ja auch nicht. Wenn die sensible Waage gehalten wird, dann geht es. Dabei kommen einige Werte zum tragen.
Es ist nicht gleichzusetzen mit "laufen lassen". Es ist ein empfindliches Austarieren oder so ähnlich. Eien Herausforderung. Aber wenn es klappt, ja dann... :-)
Eigentlich doch ganz einfach, oder? :-)
rosenherz - 30. Mai, 11:28

Wenn wir vom Thema "Besitzen" im Bereich der Beziehung oder der Liebe reden, da geht es wohl konkret um Besitzansprüche und besitzergreifendes Verhalten, meine ich. Für mich macht es einen feinen aber wesentlichen Unterschied, ob jemand beispielsweise meint, ich gehöre ihm, oder ich gehöre z u ihm.

Im Alltag ist zu beobachten, Menschen die das Gefühl von Freiheit in der Beziehung als besonderes wichtig erkoren haben, just solche Menschen anziehen, die sich überaus besitzergreifend verhalten. Wie gegensätzliche Pole ziehen sie sich an und leiden dann am jeweils anderen. Oft dauert es dann eine Zeit bis sie reflektiert haben, dass sie voneinander lernen können, in ihrer eigenen Entwicklung zu wachsen. Oder sie geraten sich derart in die Wolle mit ihren unterschiedlichen Bestrebungen, dass sie frustriert auseinander streben.

Besitzergreifend zu sein halte ich nicht für allgemein verdammenswert. Für mich kommt da die Frage, des angenommen sein in all unserem So-sein ins Spiel. So wie geschätzte Eigenschaften und Verhaltensweise in uns da sind, so sind auch unliebsame in uns. Die Frage lautet für mich, wie gehe ich damit um? Ich sehe das als Thema von Selbstannahme, Selbstreflexion und Selbsterziehung. Und wie gehe ich mit besitzergreifendem Verhalten anderer um? Wozu fordert es mich auf? Welche Fähigkeiten brauche ich, um mit Besitzansprüchen, die andere an mich stellen, eindeutig und liebevoll umzugehen?
Pseuspektive - 30. Mai, 18:22

Rosenherz

Das sehe ich etwas anders. Ich kann niemandem "gehören". Also stellt sich die Frage, der Unterschied nicht für mich.
Ich bin keine Dafürhalterin des bis zum bitteren Ende Ausharrens und alle "Aufgaben" lösen Müssens. Auch nicht des Konsumierens von Beziehungen, beileibe nicht.
Aber, die meisten Beziehungen basieren auf allem Anderen als Liebe. Schlicht und ergreifend.

Ich glaube ja auch an Einhörner. Die Realität ist anders, aber Einhörner gibt es doch :-) Und, ich darf weiter träumen. Und lieben. :-)
Pseuspektive - 4. Jun, 12:12

zugehörig

Gehören kann ich niemandem. Aber, mich zugehörig fühlen. Das ist etwas sehr schönes...

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