Sonntag, 29. April 2007

Abflussprobleme

Ein kleines Liedchen auf den Lippen wusch sie sich die Haare. Kopf unter an der Wanne. Wie immer. Eine verwickelte Angelegenheit. Ab einer gewissen Haarlänge ist das so. Genüsslich schäumte sie, strich hier und da über das durchaus ansehnliche Haar. Zumindest war noch nie Gegenteiliges gesagt worden. Sie griff zur Dusche, um die volle Länge auszuwaschen, vom Schaum zu befreien, den duftenden weißen Wölkchen. DA! Plötzlich war es geschehen, mitten zwischen zwei Schaum schlagenden Haarlängen. Es passierte ja schon mal, dass die Länge im Abfluss verschwand. Doch doch, ab einer gewissen Länge durchaus möglich. Aber dieses Mal konnte sie sie nicht wieder an Land ziehen. Noch etwas ungläubig zog sie noch einmal, ohne zu pfeifen aufzuhören. Aber es tat sich nichts. Die Dusche hingeschmissen und energischer gezogen. Nichts! Schrecksekunde, dann hastiges Zerren, Zupfen, Ziehen. Nichts! Sie hing fest. Unglaublich. Zwischen Verzweiflung und Lachanfall konnte, wollte sie es nicht glauben. Und nun?!... Wasser aus. Weiteres Gefummele an den abgeflossenen Haaren. Na, das konnte ja heiter werden. Nachdenken. Abflussdeckel oder wie das hieß abgenommen. Nichts zu erkennen, nur dass ihre Haare da drin waren. Es musste sich etwas verwickelt haben. Tja. Kühlen Kopf bewahren. Wie sinnig, dachte sie. Im Notfall die Schere. Aber an die kam sie nicht ran. Lachhaft! Sie sah schon die Überschriften in den Zeitungen: ABFLUSSFALLE: FRAU LEBTE 5 JAHRE IN ABFLUSS! WIR HABEN ALS ERSTE MIT IHR GESPROCHEN! Sie grinste. Dem Ernst der Lage nicht angemessen überlegte sie, wie wohl Rapunzel ihr Haar gewaschen hatte. Die hatte garantiert nicht solche Probleme gehabt. Damals gab es ja noch Brunnen. Aber, sie war nicht Rapunzel und ihr Haar war nicht so lang und sie hing hier immer noch fest. Da hörte sie Geklapper. Dabei war sie doch alleine. Das Geklapper kam näher, wurde lauter und zack! stand ein wunderhübscher Prinz auf einem weißen Pferd in ihrem Badezimmer, schwang sich vom Pferd und sagte souverän: „Aber, aber meine Liebste, nicht doch die Schere. “ Nahm mit zartem, aber bestimmtem Griff die Schere aus ihrer Hand und entwickelte sie, wobei er bereits ihr Herz einwickelte. Jaha, so kann es gehen. Zumindest in der Phantasie. Dabei war es ja so: Er sagte: "Von weit vom Osten komm ich her, ich sag euch, es beglücket mich gar sehr, seh ich euch da so lieblich kopfunter hängen, im Abfluss gefangen rotbirnig gewickelt in Längen. Geschwind werd ich euch nun da raus entwickeln, und mich gar und ganz herzlich in euch verwickeln.“ Sprachs und schon war es geschehen. Während sie so rumspann, entwickelte sie sich langsam und geduldig. Irgendwie. Und schwor sich, zum Friseur zu gehen. Vielleicht. Wirklich? Sollte sie sich einem dämlichen Abfluss beugen? Nein. Nie! Sie doch nicht. Eher würde sie einen Brunnen im Garten graben.

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